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Das Grundschulabitur


Für viele Kinder und ihre Eltern fängt im September die vierte Klasse der Grundschule an. Und die Ausgabe der Übertrittszeugnisse steht vor der Tür. In dieser Klassenstufe sprechen viele vom Grundschulabitur, da hier gefühlt die Weichen für die Zukunft des Kindes gestellt werden. Im Mai, wenn die Übertrittszeugnisse ausgegeben werden, wird sich herausstellen, was "mein Kind so drauf hat". Dieser Druck geht natürlich nicht spurlos an den Kindern und auch an den Eltern vorüber. Aus meiner Tätigkeit in der Schule kann ich berichten, dass es viele Eltern gibt, die am Anfang der vierten Klasse beim Elternsprechtag behaupten:"Wir sind total entspannt. Uns ist egal, wohin die Reise geht. Ich möchte meinem Kind auf keinen Fall Druck machen." Doch im Verlauf des Schuljahres können sie sich dem Treiben dann doch nicht mehr entziehen. Eltern machen sich bei jedem Zusammentreffen gegenseitig irre und auch die Kinder in der Schule vergleichen sich untereinander - da fällt schon mal der eine oder andere Spruch: "Bei dir reicht's ja eh nicht fürs Gymnasium." Das Gymnasium ist immer noch das erklärte Ziel vieler Eltern und damit auch ihrer Kinder. Doch diese enge Sichtweise ist nur wenig hilfreich. Fragen Sie sich immer, ob Sie Ihrem Kind mit einer solchen, oft überzogenen Zielvorgabe wirklich einen Gefallen tun. Und nicht nur dem Kind. Immer wieder werde ich von Eltern um eine Einschätzung gebeten:"Wir schicken unser Kind aufs Gymnasium. Das sehen Sie doch auch so, oder?" (Vor Gericht wäre ein Einspruch wegen Suggestivfrage fällt). In vielen Fällen sehe ich das mit dem Gymnasium überhaupt nicht so - und auch die Lehrkräfte an der Schule sind eher skeptisch. Dennoch ignorieren viele Eltern die Bewertungen von professioneller Seite aus und schießen die Erfahrungswerte, die ihnen angeboten, in den Wind - das Kind geht aufs Gymnasium! Und zwar um jeden Preis! Wirklich eine gute Idee? Bevor Sie sich zu sehr auf die Idee der gymnasialen Laufbahn versteifen, nehmen Sie sich ein paar Augenblicke Zeit, stellen Sie Ihre Entscheidung ganz ehrlich und nüchtern in Frage und überlegen Sie noch einmal gründlich:

  • Wollen Sie wirklich, dass Schule für die nächsten acht Jahre das Thema Nr. 1 am Mittagstisch und beim Abendessen sein wird (und zwar in negativer Weise, geprägt von Misserfolgen und Enttäuschungen), weil ihr Kind den Anforderungen des Gymnasiums nicht oder nur teilweise gewachsen ist?

  • Ist es Ihnen wirklich so wichtig, dass Ihr Kind einen akademischen Beruf wählt und dafür eine Hochschule besuchen muss?

  • Befürchten Sie vielleicht, dass Ihr Kind bzw. dessen Schullaufbahn im Bekannten- und Freundeskreis Thema unschöner Diskussionen oder Beurteilungen werden könnte, weil es nicht das Gymnasium besucht? Wäre es in so einem Fall nicht besser, diese Menschen einmal zur Rede zu stellen, statt solche Schieflagen in der Beziehung zu Freunden und Bekannten auf dem Rücken des Kindes auszutragen?

  • Haben Sie sich ausreichend über die Möglichkeiten informiert, die das Schulsystem bietet, um im "Nachhinein" noch das Abitur zu machen, wenn Ihr Kind schon weiter bzw. fast erwachsen ist? Denn die gibt es! Oder muss ihr Kind wirklich ohne Umwege auf die Universität gehen? Bedenken Sie auch, dass es mittlerweile in fast allen Studiengängen den Numerus Clausus gibt - schafft Ihr Kind so gute Noten im Abiturzeugnis? Ganz realistisch?

  • Was sagt überhaupt die Lehrkraft? Nehmen Sie unbedingt Elternsprechtage und Sprechstunden in Anspruch!

  • Seien Sie sich darüber bewusst, dass ein akademischer Abschluss, der oft auf die gymnasiale Laufbahn folgt, nicht zwangsläufig zu besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt führt. Es werden händeringend Handwerker u.a. Fachkräfte gesucht, bei denen als Voraussetzung für die Ausbildung ein Realschulabschluss oder ein richtig guter Quali locker reicht. Eine Anstellung nach der Ausbildung ist garantiert!

  • Hat Ihr Kind wirklich jetzt schon die Fähigkeiten, die im Gymnasium verlangt werden (eigenständiges Arbeiten, Selbstdisziplin, Ordnung und Sorgfalt....)?

  • Wäre es nicht eine Möglichkeit, dass Ihr Kind einen richtig guten Realschulabschluss aufs Parkett legt, statt sich 8 Jahre durchs Gymnasium von einem Misserfolg zum anderen zu quälen oder vom Gymnasium in die Real- oder Mittelschule wechseln muss, weil es den Anforderungen einfach nicht gewachsen ist? Wollen Sie Ihrem Kind diese negative Erfahrung des "Versagens" wirklich zumuten?

  • Könnte es für das Kind nicht motivierender sein, aus eigenem Antrieb und mit intrinsischer Motivation nach dem Realschulabschluss noch aufs Gymnasium zu wechseln und das Abitur zu machen, statt sich 8 Jahre lang fremdbestimmt von einem Misserfolg zum nächsten zu hangeln?

  • Und das Allerwichtigste: Treffen Sie diese Entscheidung gemeinsam mit Ihrem Kind? Ist die Schullaufbahn Thema in der Familie? Haben Sie schon einmal nachgefragt, warum Ihr Kind auf die und die Schule gehen möchte (meist, weil die Freunde auch dort hin gehen)? Sprechen Sie mit Ihrem Kind über den Leistungsdruck, den andere Kinder ausüben? Werden in der Klasse abfällige Bemerkungen über Dreier in der Probe gemacht? Fühlt sich Ihr Kind minderwertig, wenn es nicht das Gymnasium besuchen kann?

Eine hervorragende Seite zum Thema "Übertritt" möchte ich Ihnen hier gerne empfehlen: Note 1 plus. Hier können Sie im Kapitel "Welche Schule?" einmal überprüfen, ob ihr Kind für die Anforderungen des Gymnasiums befähigt sein könnte. Überdenken Sie also Ihre unter Umständen schon festgezurrte Entscheidung für die weiterführende Schule noch einmal - im Interesse Ihres Kindes! Übrigens: bei lernenhochzwei gibt es ein spezielles Training, in denen ihr Kind fit gemacht wird für den Übertritt - wohin die Reise auch gehen mag! Klicken Sie hier für mehr Informationen!

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